Nach langer Zeit nun endlich etwas Neues zu meiner Thüringerin :)
Der Fund
„Kugel,
weißkalkig, zum Teil mit Eisenrost bedeckt, in der Mittelachse durchlocht,
Achse 3 cm lang, oberer Lochdurchmesser 7mm, unterer 5 mm.“ (G.Eichhorn: Ein Merowingergrab in der Burgauer Kiesgrube, Fundbild ebd.)

Der Autor
des Fundberichts lässt offen, um was es sich bei dieser Kugel handelt: Ist es
ein Anhänger? Oder ein Spinnwirtel? Kugelförmige Anhänger gibt es in den
reichen altthüringischen Gräbern zu genüge. Meistens sind es Kugeln aus
Bergkristall oder anderen edlen Steinen, die ihren Platz am Gürtelgehänge
haben. Kugelförmige Spinnwirtel kommen vor, meistens sind sie jedoch aus
gebranntem Ton. Spinnwirtel aus Kalkstein in allen möglichen Formen hingegen
kommen durch die Jahrhunderte immer wieder vor. In altthüringischen Gräbern allerdings sind Kalksteinspinnwirtel selten. Ein weiteres Grab mit einer solchen
Kalksteinkugel stammt beispielsweise aus Staffelstein, Landkreis Lichtenfels. Bei
diesem Frauengrab wurde die Kugel in der, leider zerstörten, unteren
Körperhälfte gefunden. Auch hier findet sich in der Publikation die
Beschreibung Spinnwirtel/Anhänger.
Meine
Burgauer Altthüringerin wurde ansonsten frauentypisch bestattet: Schmuck, Schere,
Essmesser, Hackmesser, Feuerstahl, Webschwert – aber keinen Spinnwirtel. Ein
solcher Wirtel aus Glas oder Ton fehlt jedoch bei vollständigen Gräbern nur
sehr selten. Ich tendiere daher eher zu der Annahme, dass es sich um einen
Spinnwirtel handelt. Dass er als Anhänger in einem Gürtelgehänge getragen
wurde, ist damit nicht ausgeschlossen.
Meine Replik
Die
Lebensumwelt der Altthüringerin aus Burgau war voll von Kalk. Burgau liegt im
mittleren Saaletal, einer Landschaft, die gerade bei Jena geprägt ist durch Berge
aus Muschelkalk. Von Burgau aus blickt man noch heute auf die weißen Hänge des
Johannisbergs und der Kernberge. Was liegt also näher, als ein Ausflug auf die
sogenannte Saalehorizontale und etwas Kalkstein suchen...
Kalkstein
lässt sich genauso bearbeiten wie härterer Speckstein. Mit Raspeln ging es ans
Werk. Nach mehreren Stunden Bohrarbeit für das Loch, war die Ausarbeitung der
Kugel schnell erledigt. Beim Feinschliff zeigte sich allerdings, dass der
Kalkstein dann nicht mehr weiß, sondern gräulich wird.
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