Mittwoch, 29. Oktober 2014

Die mysteriöse Kalksteinkugel



Nach langer Zeit nun endlich etwas Neues zu meiner Thüringerin  :)


Der Fund

„Kugel, weißkalkig, zum Teil mit Eisenrost bedeckt, in der Mittelachse durchlocht, Achse 3 cm lang, oberer Lochdurchmesser 7mm, unterer 5 mm.“ (G.Eichhorn: Ein Merowingergrab in der Burgauer Kiesgrube, Fundbild ebd.)



Der Autor des Fundberichts lässt offen, um was es sich bei dieser Kugel handelt: Ist es ein Anhänger? Oder ein Spinnwirtel? Kugelförmige Anhänger gibt es in den reichen altthüringischen Gräbern zu genüge. Meistens sind es Kugeln aus Bergkristall oder anderen edlen Steinen, die ihren Platz am Gürtelgehänge haben. Kugelförmige Spinnwirtel kommen vor, meistens sind sie jedoch aus gebranntem Ton. Spinnwirtel aus Kalkstein in allen möglichen Formen hingegen kommen durch die Jahrhunderte immer wieder vor. In altthüringischen Gräbern allerdings sind Kalksteinspinnwirtel selten. Ein weiteres Grab mit einer solchen Kalksteinkugel stammt beispielsweise aus Staffelstein, Landkreis Lichtenfels. Bei diesem Frauengrab wurde die Kugel in der, leider zerstörten, unteren Körperhälfte gefunden. Auch hier findet sich in der Publikation die Beschreibung Spinnwirtel/Anhänger.
Meine Burgauer Altthüringerin wurde ansonsten frauentypisch bestattet: Schmuck, Schere, Essmesser, Hackmesser, Feuerstahl, Webschwert – aber keinen Spinnwirtel. Ein solcher Wirtel aus Glas oder Ton fehlt jedoch bei vollständigen Gräbern nur sehr selten. Ich tendiere daher eher zu der Annahme, dass es sich um einen Spinnwirtel handelt. Dass er als Anhänger in einem Gürtelgehänge getragen wurde, ist damit nicht ausgeschlossen.


Meine Replik

Die Lebensumwelt der Altthüringerin aus Burgau war voll von Kalk. Burgau liegt im mittleren Saaletal, einer Landschaft, die gerade bei Jena geprägt ist durch Berge aus Muschelkalk. Von Burgau aus blickt man noch heute auf die weißen Hänge des Johannisbergs und der Kernberge. Was liegt also näher, als ein Ausflug auf die sogenannte Saalehorizontale und etwas Kalkstein suchen... 



Kalkstein lässt sich genauso bearbeiten wie härterer Speckstein. Mit Raspeln ging es ans Werk. Nach mehreren Stunden Bohrarbeit für das Loch, war die Ausarbeitung der Kugel schnell erledigt. Beim Feinschliff zeigte sich allerdings, dass der Kalkstein dann nicht mehr weiß, sondern gräulich wird. 


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