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Sonntag, 12. April 2015

Perlen für die Thüringerin


In Höhe des rechten Beckens der altthüringer Dame wurden fünf Perlen gefunden, zwei aus Bernstein, drei aus Glas. Ob sie zu einem Armband gehörten? Ein Teil des Gürtelgehänges waren? Oder Gürtelzierat? Die Entscheidung darüber steht noch aus. Mein Dank für die Perlenherstellung geht an den Perlenwickler



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Donnerstag, 30. Oktober 2014

Spindel mit Kalksteinwirtel


Und hier nun die fertige Spindel aus dem Grab der Altthüringerin. Die ersten Spinnversuche mit dem dünnen Spindelstab ( 5mm) und dem schweren Kalksteinwirtel waren sehr erfolgreich.

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Mittwoch, 29. Oktober 2014

Die mysteriöse Kalksteinkugel



Nach langer Zeit nun endlich etwas Neues zu meiner Thüringerin  :)


Der Fund

„Kugel, weißkalkig, zum Teil mit Eisenrost bedeckt, in der Mittelachse durchlocht, Achse 3 cm lang, oberer Lochdurchmesser 7mm, unterer 5 mm.“ (G.Eichhorn: Ein Merowingergrab in der Burgauer Kiesgrube, Fundbild ebd.)



Der Autor des Fundberichts lässt offen, um was es sich bei dieser Kugel handelt: Ist es ein Anhänger? Oder ein Spinnwirtel? Kugelförmige Anhänger gibt es in den reichen altthüringischen Gräbern zu genüge. Meistens sind es Kugeln aus Bergkristall oder anderen edlen Steinen, die ihren Platz am Gürtelgehänge haben. Kugelförmige Spinnwirtel kommen vor, meistens sind sie jedoch aus gebranntem Ton. Spinnwirtel aus Kalkstein in allen möglichen Formen hingegen kommen durch die Jahrhunderte immer wieder vor. In altthüringischen Gräbern allerdings sind Kalksteinspinnwirtel selten. Ein weiteres Grab mit einer solchen Kalksteinkugel stammt beispielsweise aus Staffelstein, Landkreis Lichtenfels. Bei diesem Frauengrab wurde die Kugel in der, leider zerstörten, unteren Körperhälfte gefunden. Auch hier findet sich in der Publikation die Beschreibung Spinnwirtel/Anhänger.
Meine Burgauer Altthüringerin wurde ansonsten frauentypisch bestattet: Schmuck, Schere, Essmesser, Hackmesser, Feuerstahl, Webschwert – aber keinen Spinnwirtel. Ein solcher Wirtel aus Glas oder Ton fehlt jedoch bei vollständigen Gräbern nur sehr selten. Ich tendiere daher eher zu der Annahme, dass es sich um einen Spinnwirtel handelt. Dass er als Anhänger in einem Gürtelgehänge getragen wurde, ist damit nicht ausgeschlossen.


Meine Replik

Die Lebensumwelt der Altthüringerin aus Burgau war voll von Kalk. Burgau liegt im mittleren Saaletal, einer Landschaft, die gerade bei Jena geprägt ist durch Berge aus Muschelkalk. Von Burgau aus blickt man noch heute auf die weißen Hänge des Johannisbergs und der Kernberge. Was liegt also näher, als ein Ausflug auf die sogenannte Saalehorizontale und etwas Kalkstein suchen... 



Kalkstein lässt sich genauso bearbeiten wie härterer Speckstein. Mit Raspeln ging es ans Werk. Nach mehreren Stunden Bohrarbeit für das Loch, war die Ausarbeitung der Kugel schnell erledigt. Beim Feinschliff zeigte sich allerdings, dass der Kalkstein dann nicht mehr weiß, sondern gräulich wird. 


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Donnerstag, 5. Juni 2014

Merowingische Bügelfibel

Um dem Blogtitel gerecht zu werden, ist es an der Zeit, einen Blick auf meine Altthüringerin zu werfen:

Es handelt sich um eine wohlhabende (in Abstufung zu "sehr wohlhabende", "reiche" und "fürstliche") Frau, die am (wahrscheinlich) östlichsten Rand des einstigen Thüringerreiches im mittleren Saaletal lebte. Ihr Grab liegt im heutigen Burgau, ein Ortsteil von Jena. Die nächst größere, gut untersuchte altthüringer Fundstätte ist Weimar in 20 km Entfernung. Das Grab selbst wird ca. auf das Jahr 525 n. Chr. datiert - also in die Blütezeit des Thüringerreiches. "Typisch thüringisch" war an der Dame nur die mitgegebene Keramik. Alles andere war "typisch merowingisch" - so, wie es auch bei den Alamannen, Bajuwaren oder Franken vorkommt.

Ein Beispiel sind die merowingischen, fünfknöpfigen Bügelfibeln mit halbrunder Kopfplatte und gleichbreiten bis trapezförmiger Fußplatte (vgl. Hansen, C.M.: Frauengräber im Thüringerreich. 2004). Vergleichsfunde gibt es u.a. aus Ammern, Erfurt-Gispersleben, Weimar, Wernsdorf, Bilzingsleben, Bad Kreuznach, Gelchsheim, Mainz und Straubing. Interessantes Detail: Fibeln dieses Typs (bis auf ein Fund in Weimar), kommen in Mitteldeutschland nur in Zusammenhang mit einer Dreifibeltracht vor.

Da das Grabinventar aus Burgau in den Archiven der Jenarer Universität liegt, ist es nicht so schnell einsehbar. Deswegen sehe ich es als besonderes Glück an, bei einem Ausflug nach Oxford über eine Fibel gleichen Typs zu stoßen.

linkes Bild aus: Schmidt, B.: Die späte Völkerwanderungszeit in Mitteldeutschland (Süddteil). Tafel 103. Berlin 1970.

Das Original der merowingischen Bügelfibeln aus Burgau ist aus Bronze. Für den Nachguss wurde ein Bienenwachsmodell angefertigt. Jetzt fehlt nur noch ein geeigneter Bronzegießer für dieses Projekt.

Bienenwachsmodell der merowingischen Bügelfibel auf Burgau, Grab 1. Eine größere Ansicht gibts beim Anklicken.